Als ihr erstes Projekt stellte die Stiftung der Stadt Haltern am See eine 2,40 m große, 650 kg schwere Bronzeplastik als Dauerleihgabe zur Verfügung, womit einem der bekanntesten Verlierer der Weltgeschichte ein Denkmal gesetzt wird. In Anwesenheit der Stellvertretenden Bürgermeisterin Ursula Kelders wurde die Statue am 20. September 2003 im Rahmen einer kleinen Feier der Öffentlichkeit übergeben. Dieses Kunstwerk wurde von dem renommierten Bildhauer Dr. Wilfried Koch im Auftrag der Stiftung geschaffen; es befindet sich im v. Galen Park. Dargestellt wird der römische Feldherr Varus in dem dramatischen Moment, da er seine katastrophale Niederlage erkennt und den Verrat durch seinen Freund Arminius begreift, der ihn in einen Hinterhalt gelockt hatte. Varus hatte die höchsten Funktionen im römischen Reich bekleidet. Es wurde also ein hoch angesehener und fähiger Mann damit beauftragt, Nordgermanien als römische Provinz zu etablieren. Seine Niederlage in der nach ihm benannten Schlacht beruht nicht auf Unvermögen, sondern auf einem Vertrauens- und Vertragsbruch sowie auf Hinterlist. Ein auf diese Weise Gescheiterter verdient Sympathie und Respekt, denn in jeder Niederlage liegt eine Würde, die dem Sieg kaum gebührt. „Gerades Scheitern steht höher als ein krummer Sieg.“ (Sophokles) Es ist dem Bildhauer in großartiger Weise gelungen, die Würde dieses Gescheiterten, aber auch seine Verachtung künstlerisch auszudrücken. Seine Intention hat er in dem Text auf der Bodenplatte, die sich vor der Statue befindet, so formuliert:
DER GESCHEITERTE VARUS
Publius Quinctilius Varus erlitt als Oberbefehlshaber der römischen Truppen in der Schlacht des Jahres 9 n. Chr. eine schmachvolle Niederlage. Sieger war der Cheruskerfürst Arminius. Als Anführer germanischer Hilfstruppen und Angehöriger des römischen Adels besaß er das besondere Vertrauen des Varus. Deshalb kommt seine Verschwörung gegen Rom einem Verrat gleich. Nicht nur die militärische Katastrophe, sondern auch der verachtenswerte Grund des Scheiterns an seiner historischen Aufgabe veranlassten Varus, sich selbst zu töten. Durch den Untergang der römischen Vormachtstellung östlich des Rheins blieben die Germanen für Jahrhunderte von der hochentwickelten römischen Kultur ausgeschlossen. Eine zweckgebundene Spende des Vereins Haltern aktiv e. V. machte die Anschaffung der Beleuchtungsanlage möglich, so dass die Varusplastik zu jeder Zeit ins rechte Licht gerückt wird. Den richtigen Rahmen erhält der kleine Platz durch die schöne Eibenhecke, die der Verein der Freunde und Förderer des Westfälischen Römermuseums Haltern e. V. pflanzen ließ.
Das Varus-Denkmal inspirierte den Lyriker Paul Vogel zu diesen Zeilen:
breitbeinig
nach kriegerart
abgerissen und geschlagen
erhobenen hauptes doch
so steht er da
der stolze Römer
am eingang zum bürgerpark
mit leeren händen
und seine verlorenen
legionen beklagend
in seinem blick
die zukunft
keine
der rosigen art
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